Wodurch wird Radikalisierung begünstigt?
Jugendliche am Weg zum Erwachsenwerden suchen nach Antworten: Wohin gehöre ich? Wo kann ich etwas bewirken? Warum gibt es so viel Unrecht auf der Welt? Es ist ein Prozess der Identitätssuche und der eigenen Verortung, der auch mit der Suche nach Aufmerksamkeit, Provokation und Rebellion verbunden sein kann. Radikalisierung ist jedoch kein Phänomen der Jugend alleine, sondern auch Erwachsene können sich in Zeiten der Krise und Sinnsuche extremistischen Gruppierungen zuwenden.
Es gibt kein klares Profil in Richtung Radikalisierung. Folgende Muster lassen sich jedoch beobachten:
- Der Anschluss an eine extremistische Gruppierung kann zu einer Stabilität der Persönlichkeit beitragen.
- Gewaltaffinität kann von der extremistischen Gruppierung kanalisiert werden und die extremistische Ideologie als Rechtfertigung für delinquentes Verhalten dienen.
- Die extremistische Ideologie kann ein Mittel zur Provokation sein, indem Symbole, Gesten und Sprache extremistischer Gruppierungen verwendet werden.
- Aus einer politischen Überzeugung kann eine extremistische Ideologie werden, für die man bereit ist zu kämpfen.
Häufig steht ein Entfremdungsprozess zu Beginn eines Radikalisierungsprozesses. Die betroffenen Personen sind mit sich selbst unzufrieden, haben Misserfolge erlebt, fühlen sich ausgegrenzt. Neben dem Identitätsangebot extremistischer Gruppierungen, dem Gefühl zu einer Gemeinschaft zu gehören, in der man akzeptiert wird, geht es auch um Selbstwirksamkeit, die Erfahrung, dass das eigene Handeln eine Wirkung hat.