Beratungsstelle Extremismus: Nimmt die Beratungsstelle Kontakt mit Jugendlichen auf, die sich radikalisieren?

Helpline: 0800 2020 44

Beratung | Beratungsstelle Extremismus - Part 2

Nimmt die Beratungsstelle Kontakt mit Jugendlichen auf, die sich radikalisieren?

11.10.2016

Unsere Berater*innen unterstützen Sie als Eltern, Angehörige, Freund*innen, Lehrer*innen und andere Multiplikator*innen dabei, den Kontakt zu Ihrem Kind, dem Schüler, der Schülerin oder dem Freund, der Freundin aufrecht zu erhalten. Sie zeigen Wege auf, wie Sie sich verhalten können und begleiten Sie in dieser schwierigen Situation mit professioneller Hilfe.

Wir nehmen dann Kontakt mit dem/der Jugendlichen auf, wenn das alle Beteiligten wollen und es für den Beratungsprozess sinnvoll ist.

Wir arbeiten auch eng mit der Offenen Jugendarbeit zusammen und vermitteln Ansprechpersonen und Kontaktmöglichkeiten.

Wie vertraulich ist die Beratung?

Wir behandeln Ihr Anliegen vertraulich und geben Ihre Daten nicht an Dritte weiter. Nur im Ausnahmefall, wenn wir im Laufe des Gesprächs davon ausgehen müssen, dass jemand eine Gefahr für sich selbst oder andere darstellt, müssen wir die Sicherheitsbehörden informieren. Das geschieht erst, nachdem alle Hinweise sehr sorgfältig überprüft worden sind und immer mit Ihrem Wissen.

Wer sind die Berater*innen?

Unser multiprofessionelles Berater*innen Team besteht aus Frauen* und Männern* mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen (Psychologie, Psychotherapie, Erwachsenenbildung, Soziale Arbeit, Sozialpädagogik, Antirassismus-Arbeit).

 

Gibt es mehrsprachige Beratung?

Ja, unsere Berater*innen sprechen auch Englisch, Bosnisch/Kroatisch/Serbisch, Italienisch und Türkisch. Bei Bedarf von Beratung in einer anderen Sprache können Dolmetscher*innen hinzugezogen werden.

Wie komme ich zu einem Beratungsgespräch?

Die Beratung bei der Beratungsstelle Extremismus kann telefonisch oder persönlich erfolgen. Die Beratungsstelle Extremismus berät Personen aus ganz Österreich. Unsere Helpline unter 0800 20 20 44 ist  werktags von Montag bis Freitag von 10:00 – 15:00 erreichbar.
Der Anruf ist kostenlos.

Alternativ ist die Beratungsstelle Extremismus  via WhatsApp erreichbar: +43 6607145030

Oder Sie senden uns eine E-Mail: office(AT)beratungsstelleextremismus.at

Für ein persönliches Beratungsgespräch in unserer Beratungsstelle in Wien vereinbaren Sie bitte einen Termin. Persönliche Beratungsgespräche sind ebenfalls kostenlos.

Welchen Ansatz verfolgt die Beratungsstelle Extremismus in der Beratung?

Unsere Beratung erfolgt ressourcen- und lösungsorientiert. Die Ratsuchenden werden grundsätzlich als ExpertInnen für sich und ihre Lebensgestaltung gesehen, die Stärken und Fähigkeiten zur Lösung ihrer Probleme haben.

In den Beratungsgesprächen geht es darum, Ressourcen (eigene und die der Umwelten), die in einer schwierigen Situation oftmals nicht wahrgenommen werden, aufzudecken und wieder nutzbar zu machen.

Die Beratung ist prozessorientiert, gemeinsam werden die Schritte, die zu einer gewünschten Veränderung führen sollen, erarbeitet.

Wir arbeiten mit dem gesamten sozialen Umfeld. Personen, die mit extremistischen Bewegungen sympathisieren, stabilisieren sich oft über die Ideologie, die ihnen eine klare Orientierung gibt. Wir setzen deshalb nicht bei der Dekonstruktion der Ideologie an, sondern an der affirmativen Ebene, am Emotionalen. Dabei arbeiten wir mit Angehörigen und nahen Bezugspersonen zusammen. Dort ist die emotionale Beziehung zwar da, aber erfahrungsgemäß durch den Radikalisierungsprozess gestört.

Manchmal ist die familiäre Situation auch ein Mitauslöser dafür, dass sich jemand einer extremistischen Gruppierung angeschlossen hat. Immer aber ist sie ein Teil der Lösung. Wir versuchen gemeinsam zu eruieren, welche Konflikte es vielleicht in der Familie oder dem sozialen Umfeld gibt.

Prinzipiell geht es darum, heraus zu finden, welche Bedürfnisse bzw. Probleme dem Radikalisierungsprozess zu Grunde liegen könnten. Gemeinsam erarbeiten wir Möglichkeiten, das Selbstwertgefühl der betroffenen Personen zu stärken. Es geht um alternative Beziehungsangebote und Perspektiven.

Wir arbeiten mit unterschiedlichen Professionen zusammen und verbinden verschiedene Hilfssysteme (PsychologInnen,  LehrerInnen, BewährungshelferInnen,  JugendarbeiterInnen und viele mehr).

Was tun, wenn jemand an Verschwörungstheorien glaubt?

30.9.2016

Wenn der Vater denkt, die Welt werde von Reptiloiden beherrscht oder die Schwester ihr Kind nicht mehr aus dem Haus gehen lässt, weil sie Angst hat vor einem Pädophilen-Ring, dann sind Angehörige oft verzweifelt.

Auch wenn es mitunter schwerfällt: Bleiben Sie wertschätzend und sachlich. Behandeln Sie die Person mit Respekt, werten Sie das Gegenüber nicht ab, indem Sie Worte wie “irr”, “absurd” oder “Covidiot” verwenden.

Versuchen Sie nicht, die Person mit Argumenten zu überzeugen – das gelingt in den seltensten Fällen und führt im Gegenteil eher zu Abwehrhaltungen.
Diskutieren Sie nicht über einzelne Verschwörungserzählungen, sondern fragen Sie nach generellen Werthaltungen und Weltanschauungen. Sprechen Sie auch über Ihre eigenen Werte und Weltanschauungen.

Fragen nach den Quellen von Verschwörungstheorien können hilfreich sein: Gibt es weitere Belege für die Theorie? Welche weiteren Informationen werden von der Seite verbreitet? Gibt es einen Verfasser/eine Verfasserin der Theorie?

Zeigen Sie Interesse für die individuellen Geschichte der betroffenen Person: Was steckt hinter der Hinwendung zu Verschwörungserzählungen? Gibt es etwas, wovor die Peron Angst hat? Fühlt sie sich benachteiligt oder ungerecht behandelt? Welche Funktion könnte die Verschwörungserzählung haben?

Beziehen Sie Position gegenüber abwertenden Tendenzen einer Verschwörungstheorie oder einer Gruppierung. Benennen Sie antisemitische oder rechtsextreme Tendenzen.
Ziehen Sie Grenzen. Wenn eine Diskussion zu keinem Ergebnis führt, kann es sinnvoll sein, das Thema generell zu meiden.

Suchen Sie Unterstützung: 0800 2020 44 oder office@beratungsstelleextremismus.at

Mehr zum Thema:

Handreichung „Umgang mit Verschwörungserzählungen in der eigenen Familie“

Themenbeitrag: Verschwörungstheorien

Themenbeitrag: Rechtsextreme Mobilisierung im Rahmen der Proteste gegen die Corona-Maßnahmen

Podcast zu Verschwörungstheorien